Mittwoch, 21. September 2016

Jakobsweg 2007/way of st. james 2007 (Görlitz - Vacha) - Part V (Nachtrag/appendix)


Man kann also auch in Deutschland pilgern, auch wenn es nun alle nach Spanien zieht.

Nach allen Schwierigkeiten, mit denen sich jemand herumschlägt, der so gar keine Vorstellung von dem hat, was einem auf diesem Weg erwartet - Einzeletappen, Wetter, Unterkünfte, Körper - stand der Urlaub doch zwei Mal ernsthaft auf der Kippe. Umso erstaunlicher ist, dass mir 3 Tage nach unserer Rückkehr offeriert wurde, dass es doch die Möglichkeit gebe, diesen Weg auch von Vacha Richtung Santiago in Deutschland fortzusetzen.
Damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet und schnell stand fest, dass, wenn es wirklich eine Fortsetzung geben sollte, diese nach Süden und durch die Schweiz führen wird!

In diesem Moment war die Idee geboren, den zukünftigen Jahresurlaub dazu zu nutzen, um in entsprechenden Etappen nach Santiago zu laufen.
Die Beschreibung, wie es weitergegangen ist, wird bald folgen.



Donnerstag, 15. September 2016

Jakobsweg 2007/way of st. james 2007 (Görlitz - Vacha) - Part IV (Merseburg - Vacha)


Pilgern/Pilgrimage
Heute (23.08.2007) steht eine lange Etappe an und so starten wir zeitig in den tag. das dieser ziemlich komfortabel mit einem Frühstück beim Bäcker beginnt, wirft uns schon am frühen Morgen zeitlich doch wieder etwas zurück.
Wir sind uns einig - diese Übernachtung in der Kirche war etwas ganz besonderes und letztlich war es eine gute Entscheidung, das Angebot der Freunde nicht anzunehmen.

Noch in der Stadt begegnet uns ein Mann mit Rucksack und weit ausschreitend. Wir kommen ins Gespräch und stehen einem 'Opfer' des Kerkeling-Buches gegenüber.
Der Mann trainiert für seine Pilgertour, die er im September beginnen möchte.

Bei den anvisierten 27,5 Kilometern, sind wir über eine mögliche Abkürzung in der Stadt nicht unglücklich.
Aber wie heisst es schon in dem Western '700 Meilen westwärts': "Wie war die Abkürzung? Etwas länger!"
Ganz sicher sind wir uns da nicht, aber wir verlieren bei diesem Experiment und finden erst Merseburger Tierpark wieder auf den rechten Weg zurück.

Richtung Braunsbedra passieren wir einige ehemalige und inzwischen wieder geflutete Tagebaue.
Wir sind auf wenig befahrenen Landstraßen unterwegs, aber dies ist ebenso unangenehm wie das Laufen auf asphaltierten Fußwegen. Die Fußsohlen sind da schnell heiß gelaufen und beginnen zu 'brennen'.

Während sich der Pilgerweg bisher an alten Wegen orientieren konnte, ist dies hinter Merseburg nicht mehr möglich. Durch die zahlreichen Tagebaugruben ist der genaue Verlauf verloren gegangen.

Heftiger Regen lässt uns eine Weile unter einem Unterstand verweilen und anschließend geht es zu einem Flecken der mit Luftschiff bezeichnet ist. Hat aber sichtlich nichts damit zu tun - es handelt sich hier um ein kleines Gewerbegebiet bei Pettstädt.

In der Kantine stoßen wir auf eine sehr freundliche Betreiberin, die uns zu einem ausgesprochen leckerem Pflaumenkuchen einlädt.

Auf einem Plattenweg ziehen wir weiter durch die Felder und bekommen zahlreiche Feldmäuse zu Gesicht, welche sich von unserem Nahen aufgeschreckt, aus dem Grünstreifen zwischen den Betonplatten in ihre sicheren Erdlöcher im Feld retten. Ich habe noch nie so viele Mäuse gesehen, wie an diesem Tag.

Dann liegt Freyburg unter uns und der Abstieg fordert nach den vergangenen Kilometern vollste Konzentration und die letzten Kräfte.

Wir überqueren die Unstrut und stehen vor unserer nächsten Herberge.

Es ist keine echte Pilgerherberge, sondern ehr eine kleine Ferienwohnung mit Dusche und richtigen Bett. Es hätten auch schlichtere Zimmer zur Verfügung gestanden. Ein klein wenig Komfort sollte man sich ab und an vielleicht doch gönnen!

Das Abendbrot im Restaurant ist unerwartet günstig. Es liegen 5 Schweinemedaillons auf dem Teller, wofür 8,40 Euro zu bezahlen sind. Das es so etwas noch gibt?

Es ist Freitag (24.08.) und unser Ziel lautet Eckartsberga. Bevor wir uns die 25 Kilometer unter die Füße nehmen, gibt es ein sehr reichhaltiges Frühstück mit einer Kerze. Der 'Herbergsvater' Fiedelak lässt es sich nicht nehmen und gibt uns neben der Herrenhuter Losung des Tages auch noch den Pilgersegen mit auf den Weg.
Ein für uns Atheisten etwas ungewöhnlicher Tagesbeginn, aber auch eine echte und angenehme Überraschung, in der heutigen Zeit einen Menschen mit derartiger christlicher Hingabe zu erleben.

Die Gesamtstrecke ist für den geplanten Urlaub etwas zu reichlich. Und so müssen wir immer etwas überlegen, wie wir es bis Vacha in der vorgegebenen Zeit schaffen können.
Deswegen haben wir beschlossen, die Stadt Naumburg links liegen zu lassen und aus zwei Etappen eine zu machen.

Hinter Roßbach verlassen wir das Unstrut-Tal. Der anstieg ist steil und die hohen Temperaturen lassen den Schweiß in Strömen fließen.

Etwas später treffen wir auf Magdalene, die trotz ihrer 68 Jahre recht flott unterwegs ist und auch noch den Charme einer älteren, recht pfiffigen Dame versprüht.
Wir werden ihr später wieder begegnen!

Es ist heiß und wir hoffen auf ein Café im nächsten Ort, müssen in Punschrau jedoch erfahren, dass es so etwas weit und breit schon lange nicht mehr gibt.
Stattdessen wird uns frischgebrühter Kaffee nach wenigen Minuten an den Feuerlöschteich mitten im Ort gebracht. Und um unser Glück vollständig zu machen, erscheint just in diesem Moment der rollende Dorfkonsum. Es ist ganz offensichtlich seine letzte Station, denn außer zwei Bananen und Eis kann uns der Fahrer nichts mehr anbieten.
Uns ist das auf jeden Fall recht.


So verpflegt, genießen wir die Pause an dem kleinen Teich - das Leben kann manchmal recht unkompliziert sein. Schön ist es auf jeden Fall!

In Lißdorf ist der 'Hund begraben' und die Pfarrerin Eckartsberga gerade aus dem Urlaub zurück. Und so wird dieser Ort unser neues heutiges Ziel.
Wir kommen ohne Probleme im Pfarrhaus unter.


Bald erscheint auch Magdalena und Abendbrot gibt es in der Dorfkneipe. Die Lokalität macht auf mich keinen Vertrauen erweckenden Eindruck. Ich sehe mich mit zwei Spiegeleiern auf Brot auf der sicheren Seite, während die Mädels Bratwurst ordern.

Da sich offensichtlich nur Pilger in diese Gegend veriiren, werden wir auch sofort gebeten, einen Eintrag in dem Buch zu tätigen, welches die große Welt in Eckartsberga dokumentiert.
Immerhin finden wir auch Zeilen, die die Anwesenheit von Neuseeländern in dem Lokal beweisen sollen.


Stedten ist unser nächstes Ziel. Frühstück bekommen wir beim Dorffleischer mit angeschlossener Bäckerei. Es kann aber auch die Dorfbäckerei mit angeschlossener Fleischerei sein. Keiner weiß es so genau!

Irgendwann erreichen wir Oberreißen. Hier findet sich nicht nur eine der von Lyonel Feininger gemalten Kirchen, sondern auch ein mit Liebe gestalteter Wegweiser.

Der Ort bietet neben der Chance auf einen zusätzlichen Pilgerstempel auch ein Eiscafé.

Wilde Obstbäume säumen anschließend den Weg. Das die Äpfel noc´h nicht reif sind, wird durch sehr leckere, fast dunkelblaue, süße Pflaumen wieder wettgemacht.

Der letzte Streckenabschnitt führt uns über Felder, vorbei an einer Straußenfarm.
Die Herberge in Stedten entpuppt sich als kleine restaurierte Dorfkirche in deren Turmzimmer Matratzen für den geschundenen Wanderer bereitliegen.
Leider gibt es keine Duschen!

Später erfahren wir, dass dieses Gotteshaus von beiden Konfessionen und auch als Wahlbüro genutzt wurde und auch noch immer wird.


Stedten bietet keine Gastronomie, wenn man mal von dem privaten Garten 'Moni's Kneipe' einmal absieht.
Auf die Frage nach einer Apfelschorle oder einem alkoholfreiem Bier wird uns lapidar geantwortet: "Radler ist das Dünnste was wir haben!!". Dann also Radler.


Der Sonntag wird uns nach Erfurt bringen. Vorsichtshalber rufen wir im Augustinerkloster an - nicht weil wir uns die Unterkunft fürchten, aber das Kloster hat sich einer kleinen Tradition verschrieben.
In der hohen Zeit des Pilgerns war auch die Stadt Erfurt eine von vielen Zwischenstationen auf dem Weg zum Grab des Jakobus. Pilger war gar als eigener Stand anerkannt und viel betuchte Bürger zeigten sich großzügig in der Unterstützung der Pilgerschar. So haben reiche Kaufleute in Erfurt ein Hospital gestiftet und gaben jedem Pilger am nächsten Morgen ein paar neue 'Schuhe' mit auf den Weg. Ganz selbstlos war dies dann natürlich doch nicht, erhoffte man sich doch eine positive Bewertung im Jenseits und die Schuhe machten auch eines unmissverständlich klar - am morgen mussten die Pilger weiterziehen, denn mehr als eine Nacht durften sie nicht im Ort verbringen.
Im Augustinerkloster bekommt der Pilger in Anlehnung daran eine kleine Sandale als Anhänger.
Der Weg von Stedten führt uns über Felder und durch kleine Dörfer. Die Zeit vertreibe ich mir damit, dass ich mit einer 'Volkszählung' bei den Nagetieren beginne.
Ich habe keine Ahnung, wie hoch die Population sonst auf deutschen Äckern ist, aber nach den ersten 500 bis 600 Metern komme ich bereits auf mehr als 1000 Tiere. Es scheint eine Plage zu sein!
Die kurze Pause in Kerpsleben wird zum Kraft tanken genutzt, dann fallen wir auch schon bald in Erfurt ein.
Der Weg in das Zentrum ist mühsam, aber irgendwann stehen wir vor dem Kloster und bekommen unser Zimmer zugewiesen.
Ein kleines Zimmer mit drei Betten und einem Waschbecken - wir sind froh, dass wir uns angemeldet haben.
Mittlerweile sind wir an das Laufen so gut gewöhnt, dass wir nach der Ankunft noch immer ausreichend Kraft haben, um uns in der Stadt noch etwas umzuschauen.
Erfurt ist mit seinem Domberg und der nach der Wende völlig restaurierten Altstadt wunderschön anzusehen. Die Krämerbrücke ist mit ihren Geschäften und Wohnhäusern ein echtes Kleinod. Und am Flüsschen Gera reiht sich ein Café an das andere.
Wir genießen die wenigen Stunden in der Stadt.


Wir schleichen uns aus dem Zimmer. Magdalena möchte keine längeren Etappen mehr laufen und kann es sich deshalb leisten, ihren Tag etwas später zu beginnen.
Wir jedoch laufen zur Krämerbrücke, nehmen hier unser Frühstück zu uns und beobachten, wie die Stadt nach einem Wochenende langsam erwacht.


Gotha ist etwa 25 Kilometer entfernt, der Weg ist asphaltiert und führt uns parallel zur B7 durch Maisfelder. Es ist wahrlich nicht schön zu laufen.
Unterwegs müssen wir noch die Quartierfrage klären und erleben eine Überraschung.
Unter der angerufenen Nummer meldet sich auch jemand, teilt uns aber mit, dass die Familie außerhalb Geburtstag feiern ist. Man würde aber das Tor offen lassen und gab uns auch eine Beschreibung, wie und wo wir notwendige Dinge im Haus finden und wir uns betten können.
Wir fanden eine Situation vor wie im Gespräch beschrieben und richteten uns häuslich ein. als wir gerade mit dem Kaffee trinken fertig waren, kam der Hausherr um nach dem rechten zu sehen und um gleich wieder zu verschwinden. Unglaublich!

Noch unter dem Eindruck des vergangenen Tages entschieden wir uns dazu, einen Teil des Weges nach Eisenach mit der Eisenbahn fortzusetzen. In Mechterstätt verließen wir das Transportmittel und machten uns auf den Weg auf die Hörselberge. Bergbesteigung auf kürzester Strecke brachte uns ordentlich ins Schwitzen, weswegen der Kaffee und der Kuchen auf dem Gipfel nun wahrlich verdient gewesen ist.
Die Wirtin und die Bedienung sind ausgesprochen freundlich und wir werden zu Milchkaffee und sehr leckerem Kuchen eingeladen. Wir hören uns ein wenig die Sorgen und Nöte der Pächterin an und laufen auf dem Kammweg zwischen 'Großer Hörselberg' und 'Kleiner Hörselberg' entlang. Von hier hat man einen fantastischen Blick über den Thüringer Wald , Zum Großen Inselberg und auch zur Wartburg. Es ist ein echtes Wandererlebnis!
Die letzten Kilometer nach Eisenach sind wieder recht beschwerlich und der Weg scheint kein Ende nehmen zu wollen.
In Eisenach kommen wir im Diakonissen Mutterhaus unter und treffen hier wieder auf Siegfried und Barbara.

Es ist Mittwoch, der 29.08. und heute trennen sich die Wege. Barbara möchte weiter über den Elisabeth-Weg gen Westen und Siegfried hat sich den Rennsteig vorgenommen.
Wir wollen nach Oberellen, obwohl wir dort noch keine Adresse haben, bei welcher wir unterkommen können. Der einzige angegebene Kontakt, ist nicht erreichbar. Aber wir sind optimistisch!
Das erste Ziel ist die Wartburg, wo wir uns leider nicht viel Zeit gönnen.
Es ist eine seltsame Erfahrung, aber der Körper ist auf laufen aus und nicht auf Sightseeing. Sobald man etwas länger verweilt, beschleicht einen eine gewisse Unruhe und es zieht einen weiter!
Martin Luther wurde hier unter dem Namen Junker Jörg Asyl angeboten und hier übersetzte er in nur 11 Wochen die Bibel in die deutsche Sprache. Damit hat er einen nicht unerheblichen Anteil, an der Verbreitung unserer Sprache. 
Von der herrlichen Burg führt uns der Weg auf dem Rennsteig entlang, wo wir vermehrt Wanderern und Fahrradfahrern begegnen. Es erwächst der Wunsch, selber einmal mit dem Rad auf diesem Weg unterwegs zu sein.
In Oberellen stehen wir etwas ratlos an der Dorfstraße. Alle im Pilgerführer angegebenen Adressen können uns nicht weiterhelfen, aber unser Herumstehen fällt in einem Ort dieser Größe schnell auf. Wir kommen mit einem Radfahrer in Gespräch, der unmittelbar darauf mit einer Adresse wieder kommt. Hier sind Pilger gern gesehen, was man schon an der Muschel an der Haustür erkennt.
Wir treffen auf eine weitere Pilgerin und etwas später wieder auf Siegfried. der hat seinen Plan geändert und möchte nun weiter Richtung Fulda laufen.
Wir treffen uns alle beim 'Schloss' zum Abendbrot.


Vom Ziel Vacha trennen uns nun noch reichlich 24 Kilometer. Die Unruhe treibt uns recht zeitig auf die Beine. nach einem guten Frühstück mit Gebet werden wir wieder auf die Straße entlassen.
Bis Oberzella läuft es sich wunderbar durch den Wald, danach ist wieder Asphalt zu begehen.
In Vacha treffen wir noch auf Zeugnisse der vergangenen Zeit. Ein Wachturm und auch ein Stück Mauer vermitteln in etwa einen Eindruck, wie es hier in der Sperrzone gewesen sein mag.
Für das obligatorische Zielbild am Ortseingangsschild können wir eine Bewohnerin des Ortes gewinnen.
In Downtown Vacha erleben wir aber unser blaues Wunder. Es gibt kein preiswertes Quartier. Das erste Haus am Platz ist uns einfach zu teuer!
Und so entschließen wir uns für die Rückfahrt noch am gleichen Tag. Mit dem Bus und dann mit dem Zug wieder nach Eisenach und von da mit dem ICE nach Dresden.
In 5 Stunden legt man die gleiche Strecke zurück, für die man zu Fuß 3 Wochen benötigt hat. Etwas deprimierend, aber man kann beim Blick aus dem Zugfenster seinen Gedanken nachhängen.
letztlich bedauern wir diese Entscheidung! Warum soll man sich nach einer solchen Tour nicht auch mal mit einem guten Hotelzimmer belohnen - ungestört heiß Duschen, ein richtiges Handtuch, weiße Bettwäsche und ein herrlich breites Bett.

Es steht fest, dass eine derartige unmittelbare Rückfahrt nie wieder in Betracht gezogen werden wird!





Dienstag, 12. Juli 2016

Jakobsweg 2007/way of st. james 2007 (Görlitz - Vacha) - Part III (Grossenhain - Merseburg)


Pilgern/Pilgrimage 

Am Morgen verabschieden wir uns zeitig von dieser Herberge. Ein kleines Stück begleiten uns die beiden Herbergseltern. Es ist ein allerliebst anzusehendes altes Paar und es weitet sich das Herz zu einem blutigen Steak, wenn man sieht, wie viel Zärtlichkeit in dem Kuss liegt, mit welchem sich die beiden von einander verabschieden.
Das Frühstück gibt es beim Bäcker und für die vergessene Spende gehen wir auch noch einmal zurück zur Herberge. Bis jetzt waren alle Unterkünfte auf Spendenbasis, wenn man von der Unterkunft im Kloster Marienstern einmal absieht. Aber das war ja auch keine echte Pilgerunterkunft!


Heutiges Ziel ist Strehla, etwas elbabwärts hinter Riesa. Das Wetter spielt mit und auch der Streckenverlauf ist nicht sonderlich anspruchsvoll.
Der vergangene Tag entsprach ja eher einem Ruhetag, welcher uns beiden auch gut bekommen ist. Und mit den Stöcken läuft es sich jetzt auch um einiges angenehmer.
Bis Zeithain führt der Weg an Feldern entlang. In der Stadt zerschlagen sich die Hoffnungen auf eine Pause mit Kaffee und Kuchen. Zeithain vermittelt den Eindruck einer öden, toten Stadt und so ziehen wir schnell weiter.
Nach Gohlis müssen wir wieder auf asphaltierten Wegen gehen. Und was für den Radfahrer sehr angenehm ist, bereitet dem Wanderer eher Ungemach. Aber wir sind ja keine Wanderer sondern Pilger und so gehört diese Art von Strapazen eben dazu.
Strehla liegt auf der anderen Elbseite, so dass wir bei Lorenzkirch die Fähre nutzen müssen.
Inzwischen sind wir eine knappe Woche unterwegs und so dass sich der Körper mittlerweile an den Rucksack gewöhnt.
Tollkühn erwägen wir am Abend wieder auf nach Lorenzkirch überzusetzen, um uns auf dem stattfindenden Jahrmarkt zu amüsieren.
Wir verwerfen diesen Gedanken, als wir feststellen, dass wir fast ganz Strehla durchqueren müssen, um zu unserem Quartier zu kommen.
Die Herberge ist das evangelsiche Jugendhaus und die Tür steht offen - wir richten uns ein.
Barbara und Siegfried erreichen kurze Zeit später ihr Ziel und gemeinsam geht es zum Gasthof Müller. Das Abendbrot fällt unerwarteter Weise spanisch aus!


Der Start fällt uns allen schwer, hat der Frühstücksbäcker doch tatsächlich ein Buffet aufgebaut. Da wundert es nicht, dass wir den Tag erst gegen 9 Uhr so richtig beginnen.
Auf Asphalt und Feldwegen passieren wir den 'Großer Steinberg' und bald danach den 'Liebschützer Berg'. Seine sagenhaften Höhe von 198 Metern reicht, um einen weiten Blick in das Land zu bekommen.


Die 'Via Regia' wird hier auch 'Alte Salzstraße' genannt. Ein grauer, voluminöser Betonklotz erinnert daran.
Heute haben wir Glück, denn in Lampertswalde findet sich im Schlosspark ein Hinweis auf ein neu eröffnetes Café - verdiente Pause!
Später in Dahlen verlassen wir ungewollt die Strecke, auf die uns erst ein Einheimischer wieder zurück führt.
Im Ort gibt es keine Einkaufsmöglichkeit - mit einem etwas unguten Gefühl setzen wir unseren Weg nach Börln fort.
Hier treffen wir am Pfarramt die beiden anderen wieder - kein Wunder, sind die Etappenlängen doch durch die raren Herbergen vorgegeben.
Mit der Zeit werden die urigen Herbergen wohl verschwinden - auch hier ist die einstige Waschgelegenheit bereits einer Dusche gewichen.
Der Pfarrer dämpft unseren Enthusiasmus auf ein Frühstück - Börln bietet keine Möglichkeit dafür und so liegen unsere Hoffnungen auf einem reichhaltigen Abendbrot.
Auf dem Weg zum 'Hotel zum Schlosspark' entdecken wir eine Eisdiele. Man verkauft Softeis und selbstgebackenen Kuchen. Herrlich!
Das Paar wäre sogar bereit, uns am nächsten Morgen ein Frühstück zu servieren, wenn sie nicht an diesem Abend zu einer Silberhochzeit müssten.
Wir erwerben die letzten acht Stück Pflaumenkuchen, womit wir die morgendliche Verpflegung von 4 Pilger gewährleisten.
Im Hotel folgt die nächste Überraschung - man hat eine Gesellschaft und sieht keine Möglichkeit uns zu verköstigen.
Wir haben Hunger und etwas ungehalten, bitte ich das Servicepersonal, doch zu prüfen, ob wenigstens eine Suppe kredenzt werden kann.
Wir werden auf eine Warteliste gesetzt und können letztlich doch noch 'A la Carte' essen. Das ist Börln!

Von Börln nach Nepperwitz sind es gerade 20 Kilometer. Auf diesen passieren wir Wurzen, besichtigen den Dom St. Marien, und begegnen das erste Mal einer Wegmarkierung, wie sie für Spanien typisch ist - ein simpler gelber Pfeil.


In Nepperwitz beziehen wir Quartier im evang. Jugendbegegnungshaus, welches mit einer gut ausgestatteten Küche versehen ist. Gegen einen geringen Obolus dürfen wir auf die Vorräte zurückgreifen.
Es gibt einen Mix aus diversen Tütensuppen!
In der nahen Kirche findet sich ein sehr modernes Altarbild, welches den kleinen Ort bekannt gemacht hat.


Nach der verständlichen ersten Aufregung, durfte das Altarbild in der Kirche und in der Gemeinde bleiben.
Es ist ein Geschenk des Künstlers M. Fischer, nach dem das 2002-er Hochwasser das Kircheninventar zerstört hatte.

Nächstes Ziel ist Leipzig! Vor dem Start gibt es aber noch eine kleine Überraschung. Frau Pfarrer hat sich mit dem örtlichen Bäcker zusammengetan und ein Brötchen in Muschelform kreiert - sehr nett.


Der Weg verläuft wieder sehr oft auf dem unangenehmen Asphalt und auch die Streckenmarkierung lässt etwas zu wünschen übrig. Wir finden uns aber bald wieder auf den richtigen Weg zurück.
So schön das Laufen durch die Landschaft ist, so belastend ist es, eine Stadt zu durchqueren.
Mit den kleineren Städten konnten wir uns bisher immer noch arrangieren, aber jetzt stehen wir vor den Toren Leipzigs. Eine Horrorvorstellung inmitten des Verkehrs auf Fußwegen das Zentrum zu erreichen.
Die Entscheidung fällt deshalb schnell - ab Engelsdorf fahren wir mit der S-bahn in die Stadtmitte. Die knapp 8 Kilometer legen wir so in etwa 20 Minuten zurück - einer für uns inzwischen atemberaubenden Geschwindigkeit.
Statt in einer Pilgerherberge übernachten wir in einem Hostel und als wir uns für das 2-Bettzimmer entscheiden haben wir auch ein schlechtes Gewissen - aber nur ganz kurz!
Erster Verschleiß am Material zwingt mich in einen Konsumtempel - eine neue Hose ist fällig. Lecker Abendbrot gibt es bei einem Italiener!

Wir erwachen von einem sehr, sehr unangenehmen Geräusch. Es regnet nicht nur, es schüttet Wassermassen aus den Wolken über uns. Auf dem kurzen Weg (300 Meter) zum Bahnhof sind wir durchgeweicht - das Wetter drückt auf die Stimmung.
Wir schinden Zeit und Frühstücken im Reiseambiente des Leipziger Bahnhofs.
Es regnet noch immer!
Unser Gepäck im Schließfach machen wir uns auf dem Weg zur Nikolaikirche. In diesem geschichtsträchtigen Kirchengebäude lassen wir uns einen Stempel in den Pilgerausweis geben.
Da wir am Tag zuvor schon den Komfort des öffentlichen Nahverkehrs genutzt haben, wollen wir das heute (21.08.) natürlich nicht wiederholen. Aber es regnet noch immer und eine baldige Wetterbesserung ist nicht zu erkennen.
Letztlich bleibt uns nichts anderes übrig, als mit der Straßenbahn nach Schkeudtz zu fahren. Von hier nehmen wir noch für ein kurzes Stück den Bus und erreichen Kleinliebenau am zeitigen Nachmittag.
Es hat aufgehört mit regnen!
Die kleine Rittergutskirche wird gerade ausgebaut und soll irgendwann einmal als Herberge den Pilgern zur Verfügung stehen - unsere Schlafstätten stehen heute auf einem Privatgrundstück. Der Eigentümer ist zwar auch gerade Pilgerschaft, aber der Nachbar gibt uns den Schlüssel zu einem kleinen Gartenhaus - allerliebst!
Hoffentlich bleiben wir allein, denn für mehr als 3 Pilger ist kein Platz zum Schlafen.


Für den Abend verabreden wir uns mit Freunden aus Halle. Und für das Abendbrot bietet sich eine nahe Gaststätte an. Wir werden nach unseren Erlebnissen und Erfahrungen ausgefragt und so vergeht die Zeit recht schnell.
Wir bekommen ein Angebot für den nächsten Abend - sie würden uns in Merseburg abholen, am Abend grillen und uns ein richtiges Bett mit weißer Bettwäsche auf einer Matratze geben. Das klingt wahrlich verlockend - eine Entscheidung fällt jedoch nicht!

Die Etappe nach Merseburg ist mit etwa 18 Kilometern nicht besonders lang. Aber es kann anstrengend werden, wenn man kein Frühstück bekommt. Keiner der Orte kann mit einem Bäcker oder 'Tante Emma'-Laden punkten. Irgendwann erinnern wir uns unserer Powerriegel - Pause am Flüsschen Luppe. Eine Nutriafamilie lässt sich von uns bei ihrem Tagesgeschäft nicht stören. Ein paar kleinere Pausen später erreichen wir Merseburg.
Den Schlüssel zu unserer Unterkunft bekommen wir beim Bäcker. Dann sind es noch wenige Meter und wir stehen vor der Neumarktkirche.
Im Kirchturm geht es hinauf zur ehemaligen Orgelempore, wo sich Matratzen und zwei Toiletten mit Waschgelegenheit finden.
Auch wenn die Kirche zu diesem Zeitpunkt noch Besuchern offen steht, so ist eines schnell klar, die Nacht verbringen wir hier! Wann bekommt man so eine Chance wieder? Schlafen in einem Sakralbau, der erstmalig in einer Urkunde von König Barbarossa im Jahr 1188 erwähnt wird!Eine große Kirche nur für uns, hat seinen ganz speziellen Reiz!
Wir suchen am Nachmittag noch den Merseburger Dom auf und brauchen als Pilger auch keinen Eintritt zu bezahlen - eine kleine Überraschung!
Es ist ein sehr heißer Tag und wir entschließen uns, das Abendbrot als Picknick an der Saale einzunehmen. Es ist herrlich!


Als wir mit einbrechender Dunkelheit unsere Kirche erreichen, ist diese abgeschlossen.


Wir ersteigen unsere Empore und betten uns. Es hat seinen ganz eigenen Flair in einem Gotteshaus zu übernachten. In der Stille der Nacht konzentriert man sich auf jedes einzelne, an das Ohr dringende Geräusch. Beharrlich hört man die Kirchuhr ticken und schläft schließlich irgendwann ein!

 



Sonntag, 10. April 2016

Jakobsweg 2007/way of st. james 2007 (Görlitz - Vacha) - Part II (Görlitz - Grossenhain)

Pilgern/Pilgrimage 

Zuerst heisst es natürlich nach Görlitz zu kommen. Das ist kein Problem sind doch Dresden und die geteilte Stadt an der Grenze zu Polen mit einem Schienenstrang verbunden.
Die Bahn arbeitet fieberhaft an ihrem Gleisnetz und so brauchen wir noch 2 Stunden für die 100 Kilometer.
Schon an diesem Satz kann man erkennen, dass wir noch im Modus 'Schnell!Schnell!' befinden. Das wird sich in den nächsten Tagen ändern!

Unser Quartier (Evangelisch-methodistische Gemeinde) ist nicht weit vom Bahnhof entfernt und wenn auch mehrere Schlafplätze angeboten werden, bleiben wir in dieser Nacht doch die einzigen Gäste.
Wir haben ausreichend Zeit uns durch die östlichste Stadt der Republik treiben zu lassen. 
Görlitz wurde im Krieg nahezu verschont und besticht heute durch seine zahlreichen Baudenkmäler in den verschiedensten Stilarten.

Am nächsten Morgen, es ist der 12.08.2007, ein Sonntag, starten wir in Görlitz. Unsere Etappe wird uns über die Königshainer Berge nach Buchholz führen und ist mit ihren knapp 29 Kilometern auch gleich ein guter Einstieg. 
In Görlitz treffen wir beim Bäcker (Frühstück) auch schon den ersten Mitpilger. 
Siegfried ist fast 70 Jahre alt und kommt aus dem Schwabenland. Er sei bereits alle Wege Spanien gelaufen und komme von diesem Weg einfach nicht los, erzählt er.

Das Wetter spielt mit, denn die Sonne versteckt sich hinter den Wolken, was das Laufen angenehm macht.
Nach etwa der Hälfte der Strecke erreichen wir den Hochstein mit gleichnamiger Baude. Diese ist geöffnet und wir bekommen so die Möglichkeit uns zu stärken.

Die erste Nacht verbringen wir in einer alten Dorfschule, die zu einer Herberge umgebaut wurde. Eine reizvolle Unterkunft und in keinster Weise mit den Herbergen in Spanien zu vergleichen.

Von Buchholz geht es am Tag darauf nach Bautzen. Der Pfarrer verabschiedet uns in der Dorfkirche und gibt uns seinen Segen mit auf den Weg.

Nach den ersten 3 Kilometern erreichen wir das Örtchen Weißenberg, in dem der Bäcker nicht bloß geöffnet hat, sondern auch ein Frühstück anbietet. Klasse!

Bis auf weiteres waren die Königshainer Berge die höchsten Punkte im Gelände. Und so laufen wir zwischen Maisfeldern auf ebenem Gelände und können schon bald die Türme der Stadt Bautzen am Horizont ausmachen.

Wir können uns bisher sehr gut auf die Ausschilderung verlassen. Auf diesem Weg wird die Richtung durch die gelbe Muschel angezeigt.

Eine gute Ausschilderung ist wichtig, da man sich doch auf diesem Weg mit seinen Gedanken auseinandersetzen soll und so muss der Pilgerführer reichen. Dieser ist auch eher dafür gemacht, um auf kulturelle Highlights hinzuweisen und soll in Notsituationen helfen auch wieder auf den richtigen Weg zu finden. 
Bei einer guten Ausschilderung sollte dies reichen, ist es doch nicht im Sinne des Erfinders von einer solchen strecke ein ganzes Paket regionaler Wanderkarten mit sich zu führen.


Sehr viele Pilger kommen diesen Weg ganz offensichtlich noch nicht entlang gelaufen, erwecken wir mit unseren Rucksäcken doch reichlich Aufmerksamkeit. So müssen wir viele Fragen beantworten.

Heute ist es heiss und Schatten spendende Bäume sind rar. Sechs Kilometer vor Bautzen finden wir einen Hinweis auf ein Lokal - aber es ist ja Montag!
Wir stehen etwas ratlos im menschenleeren Ort herum, als wir über einen Gartenzaun angesprochen und zu Kaffee und Kuchen eingeladen werden. Grandios!
Es gibt sie also noch, die freundlichen Menschen in Deutschland! Wer hätte das gedacht! 


Nach einer solchen, kurzen Pause fällt es immer besonders schwer, wieder in Tritt zu kommen. Die Schultern schmerzen vom Rucksack und die Sehnen und die Muskulatur sind dann auch immer sehr überrascht und bedürfen etwas Zeit und eine kurze Strecke, bis sie ihrer Funktion wieder in vollem Maße nachkommen können. 

Bautzen ist mit 40.000 Einwohner keine sonderlich große Stadt, aber das Laufen durch die Straßen macht trotzdem keinen Spaß.

Unsere Freude, unser Quartier erreicht zu haben, weicht schnell einsetzender Ernüchterung.

Obwohl wir eine Reservierung haben, ist kein Mensch anwesend und auch auf unsere Telefonate wird nicht reagiert.

Die Stimmung ist etwas gereizt!

Verhältnismäßig schnell findet sich ein neues Quartier, wofür wir allerdings die komplette Stadt durchqueren müssen. Für die Psyche nicht so gut, hat man doch mit der Etappe bereits abgeschlossen.
Aber letztlich hat es sich gelohnt.

Am kleinen Häuschen werden wir herzlich empfangen. Die eigentlichen Besitzer sind zwar selbst im Urlaub, haben aber eine Vertretung organisiert. 
Es gibt Betten und eine leckere Bohnensuppe zum Abendbrot!

Am nächsten Morgen zeigt uns die gute Seele des Hauses noch eine kleine Abkürzung, dann sind wir auch schon auf dem Weg nach Panschwitz-Kuckau. Hier werden wir nach einer recht kurzen Etappe (20,5km) im Kloster St. Marienstern übernachten!

Zuvor passieren wir aber noch das sogenannte Milleniumsdenkmal. Spätestens hier wird uns klar, dass wir uns auf katholischem Gebiet in dem sonst evangelischen Sachsen befinden. Zahlreiche Wegkreuze werden uns die kommende Zeit begleiten.

Das Denkmal wurde aus Dankbarkeit zu 2000 Jahren Christentum errichtet und stellt Kyrill und Method dar, zwei aus Griechenland stammende Brüder, welche als diejenigen gelten, die den christlichen Glauben zu den slawischen Völkern Ost- und Südosteuropas brachten. 
Cyrill gilt darüber hinaus als der Begründer der slawischen Schriftsprache – das noch heute von Russen, Bulgaren und Mazedoniern verwendete Alphabet ist nach ihm als "kyrillisch" benannt.



Das Pilgern verläuft nicht immer auf ausgezeichneten Wanderwegen, sondern eben auch sehr viel auf wenig befahrenen Straßen, auf Asphalt. Das strengt an und wir sind froh die große Klosteranlage zu erreichen.
Die Anlage ist riesig und gut gepflegt. Wir werden zum Pilgerquartier verwiesen und sind entsprechend geschockt. Klar, das die Pilger auf ihren Weg Verzicht üben wollen, aber das die Kirche den Pilger in einen kleinen Raum mit 8 Matratzen und einem Waschbecken unterbringt, ist schon etwas enttäuschend. Ein Hotelzimmer soll es normalerweise nicht sein, obwohl dies im Kloster für zahlungskräftige Gäste auch angeboten wird.

Auch wenn es immer heißt 'Eine Nacht geht überall!' so waren die vergangenen drei Tage etwas viel und diese Unterkunft der I-Punkt. Wenn dieser Urlaub weitergehen soll, muss ich mich um ein anderes Quartier kümmern.
Wir haben Glück und kommen in einem der Hotelzimmer unter. Nach zwei Tagen wieder ein richtiges Bett und eine eigene Dusche - das ist es wert und hebt die Stimmung. 

Nach dem reichhaltigen Frühstück im Kloster fällt die Entscheidung, dass wir unseren Weg fortsetzen. Eigentlich ist Königsbrück unser Ziel, in Kamenz müssen wir den Vorrat an Blasenpflaster auffüllen und bekommen einen Tipp.

In Reichenau, einem kleinen Ort nicht weit vom Tagesziel, ist ein sogenanntes Armenhaus ausgebaut worden. Wir treffen das Ehepaar Welk und werden mit Freude aufgenommen. Wir sind die ersten Pilger in dieser Unterkunft.

Armenhäuser waren wohl früher der soziale Wohnungsbau. Hier lebten in der Regel ältere Menschen von den Zuwendungen wohlhabender Bürger.
Dieses Armenhaus wurde von der Gemeinde auf den technischen Stand der Dinge gebracht, so dass sich auch eine gut ausgerüstete Küche darin befindet.
Wir nutzen das Angebot des Dorfkonsums und die herrliche Küche und genießen den schönen Abend vor dem Haus. Und richtige Betten gibt es auch.


Die Nacht ist erholsam und die Unterkunft auf jeden Fall zu empfehlen. Das Ehepaar Welke sucht uns am Morgen auf - wir müssen für ein Foto possieren.
Dem einsetzenden Regen ist es zu verdanken, dass wir ein Angebot bekommen was wir nicht ausschlagen können. Wir werden die wenigen Kilometer bis Königsbrück gefahren.
Hier bekomen wir das Armenhaus gezeigt, welches seinen Namen noch verdient und treffen Siegfried und einen weiteren Pilger beim Frühstück. Die Situation ist etwas peinlich - sind wir doch offensichtlich mit dem Auto vorgefahren.

Später treffen wir uns noch mit meinen Eltern - die mir meine Wanderstöcke und diverse andere Dinge bringen und überflüssiges auch mitnehmen sollen. 
Da das Wetter dem Pilger noch immer nicht wohlgesonnen ist, lassen wir uns dankbarer Weise bis Großenhain chauffieren - der Pragmatismus hält ein weiteres schlechtes Pilgergewissen klein.

Die positiven Erfahrungen mit den Wanderstöcken, lassen uns ein Sportgeschäft aufsuchen - mit Stöcken verlassen wir es wieder. 
Die Unterkunft liegt direkt neben der Marienkirche, welche auch 'Kleine Frauenkirche' genannt wird. Es gibt Betten und eine gemalte, lange Linie an den Wänden, welche einen Weg nach Santiago de Compostela darstellt.

Dank der gesponserten Etappe haben wir aber jetzt ein kleines Problem - alle getätigten Reservierungen sind hinfällig, was es etwas spannend macht!